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Post SV magazin | ABTEILUNGSREPORT
Handball
Das Ende einer langen Erfolgsgeschichte
40 Minuten ordentlich mithalten, doch dann
trennte sich der Spreu vom Weizen. Gegenüber
anderen Teams mit „Profihintergrund“ war man
ohne Chance. Die U19 der Rhein-Neckar-Löwen,
aus Balingen-Weilstetten oder Göppingen ab-
solvieren acht bis zehn Trainingseinheiten in
der Woche, in Nürnberg wären allein die vie-
len Hallentermine schlicht unmöglich. Ein auf
den Breitensport ausgerichteter Verein wie der
Post SV ist da trotz aller Unterstützung an seine
Grenzen gestoßen.
Bleibt: Frederik Rosenthal, hier in der Bundesliga-Partie gegen Schutterwald in Aktion, geht in Zukunft für die Letzteres galt auch für die einst erfolgsverwöhn-
Erste Herrenmannschaft des Post SV auf Torejagd. te Mannschaft, die plötzlich Negativerlebnisse
wegstecken musste. Eine ungewohnte Situati-
Das Aushängeschild der Handballabteilung hat Steuermann von Bord“, erzählt Heiner Böttger, on, die aufs Gemüt schlug – und bei dem einen
sich aufgelöst – die männliche Bundesliga A-Ju- Vater, langjähriger Trainer und Teammanager. oder anderen auch auf die Einstellung. Manche
gend des Post SV, von der Stadt Nürnberg 2012 Die Suche nach einem neuen Leader gestaltete Spieler waren nicht bereit, für die Bundesliga
zur Mannschaft des Jahres gekürt, ist am Ende sich schwieriger als gedacht, alle Maßnahmen, in punkto Trainingsfleiß die notwendigen ein,
einer langen, äußerst erfolgreichen Reise ange- der Mannschaft Struktur und dem Spiel ein Ge- zwei Schippen draufzulegen. Das selbststän-
kommen. Acht Jahre lang war der 95er Jahrgang sicht zu geben, fruchteten erst so richtig zum dige Athletik- und Krafttraining, das der Post
stets das Top-Team seiner jeweiligen Alters- Saisonende. Von Beginn an war klar: Die beiden SV durch die kostenlose Nutzung der Fitlounge
klasse in Bayern, feierte Triumph auf Triumph. Abgänge, die bisher für die Hälfte aller Tore ge- jederzeit möglich machte, vernachlässigten
Höhepunkte waren Meister- und Vizemeister- sorgt hatten, konnte nur vom Kollektiv kompen- einige. Die Gesetze der Branche machten sich
schaft in B- und C-Jugend sowie der Aufstieg in siert werden. Zunächst klappte dies auch: Die ebenso bemerkbar: Einige Post-Boyzz schauten
die Bundesliga. Noch bevor jedoch in der von Euphorie, in der Bundesliga spielen zu dürfen, sich nach einem neuen Verein um, absolvierten
Profiklubs geprägten Eliteliga der erste Ball ge- beflügelte die Mannschaft, ließ sie die Spiele ein Probetraining bei höherklassigen Männer-
worfen war, wechselten die zwei besten Akteu- gegen die bayerischen Rivalen aus Friedberg und mannschaften. Eines kam zum anderen, Spieler
re der Post SV-Jungs zu den Nachwuchsteams Erlangen erfolgreich gestalten. Sie investierte stellten Ansprüche an den Trainer, forderten
zweier in der Champions League vertretenen viel, es floss sichtlich Herzblut in das Projekt „die mehr Einsatzzeit, brachten aber nicht die nö-
Klubs: Max Scheithauer ging zu den Jungfüchsen Post-Boyzz in der Bundesliga“. tige Disziplin auf, um auf Top-Niveau mithalten
nach Berlin, Torjäger Nils Böttger zur U19 des zu können. Zur Rückrunde rauften sich zwar alle
VfL Flensburg. Einige werten dies als die größte Es lag auch nicht daran, dass das Umfeld umge- Beteiligten zusammen, es ging ein Ruck durch
Auszeichnung des Handballprojekts um Heiner krempelt wurde, es ein neues Trainerteam gab, die Mannschaft, letztendlich aber vergeblich.
Böttger und Thomas Löw, andere wiederum se- weil Heiner Böttger auf den Posten des Teamma- Es stand bereits Anfang Februar fest, dass der
hen darin den Knackpunkt dafür, dass die Saison nagers rückte. Das Team hinter und neben dem Post SV nicht erneut eine männliche Bundesli-
unter Deutschlands besten Nachwuchshandbal- spielenden Team funktionierte in dieser Kon- ga A-Jugend an den Start schicken würde. „Im
lern für den Post SV unglücklich verlief. stellation jedenfalls bestens. „Wir haben eine Beisein von Abteilungsleiter Widling und dem
unglaubliche Unterstützung vor allem durch die Trainer der Ersten, Björn Weltzien, wurde mit
Recht haben sie beide. Dass die beiden erwähn- Stadt, die Vereinsführung sowie die Abteilung der kompletten Mannschaft das Thema intensiv
ten Akteure diese Chance am Schopf packen genießen dürfen. Besonders der Vater des Er- besprochen. Damals was bereits klar, dass aus
mussten, versteht sich von selbst. Ebenso un- folgs, Abteilungsleiter Hans Widling, hat alles, ausbildungstechnischen, Studien- und Entfer-
strittig ist, dass es die jungen Post-Boyzz ohne aber auch alles getan, um uns den Rücken frei nungsgründen nur noch fünf Spieler in der Lage
ihre Leistungsträger schwer hatten, sich gegen zu halten“, resümiert Böttger. waren, Bundesliga zu spielen – beziehungsweise
die robusten Spieler der Konkurrenz durchzu- überhaupt noch ein A-Jugend Jahr dranzuhän-
setzen. Diese trainieren bereits im Jugendalter Dennoch folgten nach dem positiven Auftakt gen“, begründet Heiner Böttger die Auflösung
meist unter Profibedingungen, bilden das Reser- bittere Niederlagen, klare Geltungstreffer durch des Topteams der Handballabteilung.
voir für ihre hochklassigen Männerteams und die körperbetonte Spielweise im Handballober-
erhalten dort auch schon Einsatzzeiten. „Nach haus, es fehlte aber auch die spielerische Kons- Jetzt stellt sich die Frage, wie es für die einzelnen
Nils‘ und Max‘ Weggang waren Kapitän und tanz. Die Post-Boyzz konnten im Regelfall über Spieler weitergeht. Laut Teammanager wollen
die besagten fünf Jungs eventuell beim Lig-
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