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Post SV magazin | AKTUELLES
Sportliche Höchstleistungen der anderen Art
„Neurale Muskelatrophie“ - Ingrid Lichtenauer leidet seit ihrer Geburt an der
vererbten Krankheit. An Sport war für die ehemalige Lehrerin nicht zu denken.
Doch nun hat sie den Kampf gegen den Muskelschwund aufgenommen. Eine
Sportgruppe beim Post SV, der Rat eines Trainers, das Überwinden der Angst,
erste Erfolgserlebnisse – hier schildert sie ihre bewegende Geschichte.
Seit Geburt leide ich unter einer vererbten überhaupt standfest zu sein. Ich benötige immer Übungen, die ich überhaupt nicht konnte: Die
Krankheit: „neurale Muskelatrophie“. Das ist die Hilfe der Augen – ein Blindlaufen oder ein Muskeln in den Beinen und Füßen waren so gut
ein Muskelschwund, der durch eine Nerven- Gehen bei Dunkelheit ist nicht möglich. wie nicht mehr vorhanden. Außerdem sollte ich
schädigung hervorgerufen wird – begleitet von auf dem Cross-Trainer laufen – eine Bewegung,
sehr kleinen, fast verkrüppelten Füßen. Weil Diese Krankheit ist selten und bei den Ärzten die ich in meinem Leben nicht gemacht habe
ich in den Füßen nichts spüre, habe ich große wenig bekannt. Sie sind oft verunsichert in der und vor der ich richtig Angst hatte. Mir halfen –
Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, Beratung der Behandlung. am Anfang mehr, später dann weniger – die Trai-
ner, die in der Fitlounge jeweils Dienst hatten.
Seit Kindheitstagen durfte ich nicht rennen, Die Begleitung war vorbildhaft, ebenso wie die
nicht springen – weil ich es nicht konnte. Vom herzliche Anteilnahme an meiner Freude über
Sportunterricht war ich so gut wie befreit. jeden kleinen Fortschritt.
Ich wurde Lehrerin. Mit zunehmenden Alter
wurde die Behinderung zum Problem: Ich konn- Inzwischen – nach vier Monaten – laufe ich mü-
te nicht mehr sicher stehen, stolperte vor den helos beinahe zehn Minuten am Cross-Trainer
Klassen. Ich wurde vorzeitig pensioniert – we- und freue mich jede Woche, ein bisschen an-
gen der Gehbehinderung. Mir wurde prophezeit, strengendere Übungen mitmachen zu können.
dass ich bald einen Stock brauchen würde. Blindlaufen, Rückwärtslaufen, schnelleres Ge-
hen... das macht mir keine Angst mehr.
In einer Sportgruppe des Post SV Nürnberg
wurde das Blindlaufen, das Rückwärtslaufen, Was bei der Betreuung dieses „Falles“ wichtig
die Koordinierung geübt. Der Trainer gab mir war und ist: Eine geduldige Begleitung durch
den Rat, ins Fitness-Studio (Fitlounge) zu gehen. die Trainer der Fitlounge. Das Gefühl zu haben,
Man könne die Behinderung zwar nicht aufhe- dass man auch mit dem Handicap gerne gese-
ben, man könne sie aber vielleicht verlangsamen, hen wird. Die Mitfreude an den kleinen Erfolgen.
indem man versucht, die Muskeln aufzubauen.
Ich bekam einen individuellen Trainingsplan mit www.Fitlounge.de
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